HAMBURG WASSER hat die Jahresberichte für die Nordheide in Abstimmung mit dem Landkreis Harburg, dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als Instrument der Beweissicherung neu entwickelt. Sie enthalten detaillierte Informationen über Fördermengen, Niederschlagsentwicklung, Grundwasserneubildung, Gewässerzustände sowie strukturverbessernde Maßnahmen, die HAMBURG WASSER in der Nordheide umsetzt.
HAMBURG WASSER fördert für die Wasserversorgung ausschließlich gut geschütztes Grundwasser. Damit versorgen wir nicht nur Menschen, die in Hamburg wohnen, sondern auch Berufspendlerinnen und Berufspendler aus den benachbarten Bundesländern und Menschen aus der ganzen Welt, die täglich die Hansestadt besuchen und Urlaub machen.
Trotz der begrenzten Fläche kann HAMBURG WASSER einen Großteil des Wasserbedarfs innerhalb der Landesgrenzen fördern (etwa 63 Prozent). Aus Schleswig-Holstein kommen rund 25 Prozent, aus Niedersachsen rund 12 Prozent. Dass Metropolen und Stadtstaaten auch außerhalb der Stadtgrenzen Wasser gewinnen, ist keinesfalls außergewöhnlich. Den konzentriert im Ballungsraum anfallenden Wasserbedarf kann nahezu keine Großstadt Deutschlands mit Ressourcen innerhalb der politischen Grenzen decken. Ein Versorgungsverbund mit dem Umland ist der Regelfall.
Damit die Förderung in der Nordheide nachhaltig und umweltkonform erfolgt, beobachtet HAMBURG WASSER die Niederschlags- und Grundwasserentwicklung sehr genau. Dafür werden mehr 300 ober- und unterirdische Messstellen ausgewertet. Die Ergebnisse fließen in eine umfassende Beweissicherung ein und werden jährlich veröffentlicht.
Trotz Klimawandel: Grundwasserneubildung in der Nordheide stabil – Interview
Unser Geologe Michael Neubauer hat die Grundwasserentwicklung in der Nordheide im Blick.
Die Regengüsse des Winters sind entscheidend für die Grundwasserneubildung. Wie verlief der Winter 2022/2023?
Richtig, der Regen von November bis April füllt unsere Grundwasserspeicher auf. Im warmen Halbjahr kommt in den tieferen Bodenschichten kaum etwas an, der Regen verdunstet oder wird von den Pflanzen aufgenommen. Im vergangenen Winter hat es in der Nordheide kräftig geregnet. Das ist sehr gut für die Grundwasserneubildung und wir messen den Effekt auch schon in den Grundwasserleitern. Nach einigen trockenen Jahren stabilisieren sich die Grundwasserstände nun wieder.
Welchen Einfluss haben Klimaveränderungen auf die Bildung von neuem Grundwasser?
Die Klimaprognosen verfolgen wir natürlich genau. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung hat 2022 untersucht, wie sich der Klimawandel auswirken wird. Dafür haben die Forscher 70 Klimaprognosen analysiert, und damit alle verfügbaren Klimaprojektionen für Deutschland und unsere Einzugsgebiete. Nach aktuellem Stand rechnet die Wissenschaft - regionale Unterschiede vorausgesetzt - mit einer gleichbleibenden bis leicht zunehmenden Grundwasserneubildung. Ohne die negativen Auswirkungen des Klimawandels damit zu ignorieren oder kleinreden zu wollen, ist dieser Aspekt bezüglich der Verfügbarkeit von Grundwasser für uns erst einmal eine gute Nachricht.
Vielen Menschen machen die heißen Sommer der vergangenen Jahre Sorgen. Haben diese tatsächlich keinen Einfluss auf das Grundwasser?
Na klar: Waldbrände, trockene Bäche und niedrige Wasserstände großer Flüsse sind beunruhigend. Für die Neubildung des Grundwassers ist jedoch entscheidend, wann es trocken ist. Klimaauswertungen der vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass trockene und heiße Tage zunehmen und sich die Niederschläge in den Winter – also die Zeit erhöhter Grundwasserneubildung – verlagern. Gleichzeitig ist ein Anstieg der Jahresniederschlagssumme schon jetzt statistisch nachweisbar. Für Hamburg beträgt dieser Anstieg seit 1881 gut 17 Prozent. Nach aktuellem Forschungsstand wird sich dieser Trend in Norddeutschland fortsetzen.
An heißen Tagen steigt der Verbrauch. Wie stellen Sie sicher, dass nicht zu viel Wasser aus der Erde gepumpt wird?
Erst einmal gibt es natürlich rechtliche Grundlagen und Grenzwerte für maximale Fördermengen, an die wir uns strengstens halten. Außerdem entnehmen wir immer nur einen geringen Teil der Wassermenge, die sich jeden Winter neu bildet. Wir fördern also nachhaltig und kontrollieren das mit einem intensiven Monitoring. Hohe Tagesmengen sind für den Wasserhaushalt deutlich weniger dramatisch als höhere Entnahmen über einen längeren Zeitraum von Monaten und Jahren. Steigt an heißen Tagen der Trinkwasserverbrauch rapide an, ist das in erster Linie für die Produktionskapazität unserer Brunnen und Wasserwerke eine Herausforderung. Wir appellieren insbesondere dann an die Hamburger Bevölkerung sorgsam mit der Ressource umzugehen.
Wenn es Veränderungen beim Grundwasser in der Nordheide gibt, wie schnell bemerken Sie das?
Die Nordheide gehört zu den deutschlandweit am besten überwachten Gebieten. Wir weisen damit nach, dass wir nachhaltig arbeiten. An über 300 Messstellen kontrollieren wir permanent die Grundwasserstände. Hinzu kommen Abflussmessstellen an Gewässern sowie Regenschreiberdaten. Die Daten fließen in monatliche Reportings und jährliche Monitoring-Berichte ein. Veränderungen der Grundwasserstände und der Gewässerabflüsse beobachten wir sehr genau. Der Schutz unserer natürlichen Ressourcen – quantitativ und qualitativ – hat für uns allerhöchste Priorität. Als öffentlicher Wasserversorger sind wir natürlich auch den zukünftigen Generationen verpflichtet und möchten auch in Hunderten von Jahren die Menschen sicher mit gutem Trinkwasser versorgen.
Wasser-Monitoring – Wasser-Monitoring
Detaillierte Informationen über Fördermengen, Niederschlagsentwicklung, Grundwasserneubildung, Gewässerzustände sowie strukturverbessernde Maßnahmen, die HAMBURG WASSER in der Nordheide umsetzt.
Informationen zum Wasserrechtsverfahren – Vor Gericht
Im Oktober 2021 wurde am Verwaltungsgericht Lüneburg über die Wasserförderung in der Nordheide verhandelt.
Im Urteil hat das Gericht einerseits bestätigt, dass die von HAMBURG WASSER beantragte Grundwassermenge ohne Schäden an Flora und Fauna gefördert wird und dass die Wasserförderung mit den strengen Anforderungen an Umwelt- und Naturschutz vereinbar ist.
Andererseits hat das Gericht entschieden, dass die aktuell geltende gehobene Erlaubnis weiterhin Bestand haben soll – HAMBURG WASSER hatte mit seiner Klage auf eine Bewilligung gedrungen. Dieses Urteil ist für uns nicht zufriedenstellend und ein schlechtes Signal für die Versorgungssicherheit Hamburgs und die Wasserwirtschaft insgesamt. Wie es in dem Fall weitergeht und Antworten auf die wichtigsten Fragen finden Sie hier.
Häufige Fragen zur Wasserförderung in der Nordheide
Die zum Wasserwerk Nordheide gehörenden Brunnen liegen in grober Näherung in einer Reihe zwischen Handeloh im Westen und Toppenstedt im Osten. Die Brunnen der Fassung Schierhorn liegen nördlich dieser Linie bei der Ortschaft Schierhorn. Die Einzugsgebiete der einzelnen Brunnen erstrecken sich als schmale Streifen in Richtung auf den Tütsberg bei Niederhaverbeck. Das Grundwassereinzugsgebiet der Brunnen Nordheide hat eine flächenhafte Ausdehnung von etwa 190 km².
Grundwasser wird über den natürlichen Wasserkreislauf – also Verdunstung, Niederschlag, Versickerung – stetig neu gebildet. Jährlich entstehen in den Einzugsgebieten der Este, Seeve und Luhe (linkseitig) über 240 Millionen Kubikmeter Grundwasser neu. Davon entnimmt HAMBURG WASSER lediglich einen geringen Teil für die Trinkwasseraufbereitung. Dadurch ist sichergestellt, dass die Förderung umweltverträglich verläuft. HAMBURG WASSER überwacht in sämtlichen Fördergebieten permanent die Grundwasserstände mit Hilfe zahlreicher Grundwassermessstellen. Mögliche Veränderungen des Grundwasserstandes werden sofort bemerkt. Der Schutz der natürlichen Ressourcen – quantitativ und qualitativ – hat für uns hohe Priorität.
Es kommt vor, dass Quellen zeitweise versiegen oder bestimmte Abschnitte von Bächen oder kleinen Flüssen trockenfallen. Dieses Phänomen ist nicht nur in der Lüneburger Heide seit Jahrhunderten bekannt. Betroffen sind Bäche direkt unterhalb von Quellen, die aus oberflächennahen – in ihrer räumlichen Ausdehnung begrenzten – Grundwasserkörpern gespeist werden. Diese sogenannten schwebenden Grundwasserkörper haben in der Regel keinen Kontakt zu den tiefer liegenden Grundwasserkörpern, die HAMBURG WASSER zur Trinkwassergewinnung nutzt. Wenn kleine Bäche zeitweise versiegen, sind dafür geologische und witterungsbedingte Gegebenheiten verantwortlich – zum Beispiel geringe Grundwasserneubildung im Winter oder ein sehr trockener Sommer.
Gleichwohl gibt es Veränderungen im Wasserhaushalt, die mit der Grundwasserentnahme zusammenhängen. Die Fließgewässer führen in einigen Abschnitten in den Fördergebieten weniger Wasser. HAMBURG WASSER beobachtet diese Entwicklung sehr sorgfältig. Alle bisherigen Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese im Zusammenhang mit der Grundwasserentnahme verursachte Abflussverringerung keine irreversiblen Schäden für das Ökosystem zur Folge hatte bzw. zukünftig haben wird. Zu diesem Ergebnis kommen auch die Gutachter, die im Zuge des aktuellen Antragsverfahrens eine sehr detaillierte Umweltverträglichkeitsstudie angefertigt haben, auf die der Landkreis seine Prüfung und seine Entscheidung stützt. Auch in Zukunft wird HAMBURG WASSER den Einfluss der Wasserförderung genauestens untersuchen lassen und ist im Rahmen der auferlegten Beweissicherung auch dazu verpflichtet. Eine naturverträgliche Wasserentnahme war und ist Ziel von HAMBURG WASSER.
Nein. Die Heide ist eine Trockenvegetation. Sensibel gegenüber Grundwasserabsenkungen sind dagegen Feuchtgebiete und angrenzende Flächen in Flussauen.
Nein, das ist nicht der Fall. Über die durchgeführte Beweissicherung an Gebäuden und ihre Auswertung durch Gutachter ist nachgewiesen, dass die Wasserförderung keinerlei Schäden an Gebäuden verursacht hat. Dafür wurden zu Beginn der Grundwasserförderung insgesamt 64 Gebäude in potenziell gefährdeten Gebieten einer Beweissicherung unterzogen und untersucht. Die Gutachten haben ergeben, dass die Gründe für beklagte Risse an einzelnen Gebäuden zweifelsfrei nicht mit der Wasserentnahme zusammenhängen. Sofern die Wasserförderung an irgendeiner Stelle Gebäudesetzungen bewirkt hätten, wären Setzungen im Untergrund in setzungsempfindlichen Gebieten in den ersten Jahren nach Aufnahme der Förderung erfolgt. Das hat sich bei Wiederholungsuntersuchungen zwischen 2001 und 2006 bestätigt. Eine weitere Gebäudebeweissicherung ist nicht nötig, da die Förderung des Wasserwerks Nordheide weiterhin im bisherigen Rahmen fortgesetzt wird.
HAMBURG WASSER verkauft kein Wasser aus der Nordheide nach Lübeck. Mit dem Trinkwasser, das im Werk in der Nordheide aufbereitet wird, werden ausschließlich Gebiete in den Bezirken Altona und Harburg versorgt.
Allerdings gibt es eine Trinkwasserleitung zwischen Lübeck und dem Wasserwerk Großhansdorf, das HAMBURG WASSER in Schleswig-Holstein betreibt. Über diese Leitung versorgt HAMBURG WASSER die Stadt Lübeck anteilig mit Trinkwasser. Das für die Trinkwasserproduktion genutzte Grundwasser stammt aus Schleswig-Holstein – dem Einzugsgebiet der Trave – und wird im Werk Großhansdorf aufbereitet. Die Belieferung von Lübeck wurde notwendig, weil die Stadtwerke Lübeck wegen fortschreitender Grundwasser-Versalzung eine Reihe von Brunnen stilllegen und ein Wasserwerk außer Betrieb nehmen mussten. Die Grundwassermengen, die das Werk in Großhansdorf seit 2007 für die Versorgung Lübecks aufbereitet, dürfen allerdings ausschließlich für die Belieferung Lübecks genutzt werden. Das ist ausdrücklich im Wasserrecht für das Wasserwerk Großhansdorf verankert.
HAMBURG WASSER hat die Möglichkeiten zur Grundwassergewinnung für die Trinkwasserversorgung in und um Hamburg zusammen mit den Fachbehörden der Länder sorgfältig geprüft. Untersucht wurden Gebiete südlich der Elbe zwischen Stade und Dannenberg sowie in Südwest- und Südostholstein. Alle Studien kommen zu dem Schluss, dass die Nordheide die besten Voraussetzungen für die Wassergewinnung bietet. Die anderen Regionen kommen nicht in Frage, weil dort zum Beispiel Salzstöcke unter der Erde liegen oder weil es dort einfach zu wenig Grundwasser gibt. HAMBURG WASSER ist nach der Trinkwasserverordnung dazu verpflichtet, die qualitativ hochwertigsten und sichersten Ressourcen zu verwenden. Alle Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass diese Merkmale auf die Nordheide zutreffen.