Wer sich an den Sommer 2023 in Hamburg erinnert, hat wohl nicht viel Grund zur Freude: Nach einem heißen Auftakt hieß es schon im Juli vor allem Regen, Regen, Regen.
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Neujahr im November
Das hydrologische Jahr, das auch Abflussjahr oder Wasserwirtschaftsjahr genannt wird, weicht vom Kalenderjahr ab. Es beginnt am 1. November und endet am 31. Oktober des Folgejahres.
Gut war das für unser Grundwasser, das in diesem nassen Jahr schon im Sommer einen kleinen Schluck aus der Pulle bekommen hat.
Besonders wichtig für die Grundwasserneubildung ist allerdings das Winterhalbjahr, das mit einem regenreichen Januar, März und April auch überdurchschnittlich nass war. Bei den milden Temperaturen wird weniger Regen durch Wurzeln aufgesogen oder in die Atmosphäre verdunstet.
Viel Regen im Juli und Oktober
Absolute Regen-Spitzenreiter waren der Juli mit 144 Litern Regenwasser pro Quadratmeter und der Oktober mit 174. Mit Blick auf den Durchschnitt der vergangenen Periode (1991–2020) liegt der Juli im Mittel bei 82 Litern, der Oktober bei 63. Insgesamt sind rund 20 Prozent mehr Regen gefallen als im Durchschnitt.
Auch die längste Regenphase gab es im Juli – hier regnete es an 24 aufeinanderfolgenden Tagen. Besonders viel Regen ist am 31. Juli gefallen: In Hamburg-Fuhlsbüttel wurden innerhalb von 24 Stunden 43 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gemessen, vereinzelt lagen die Werte im Stadtgebiet mit 60 und mehr noch darüber.
Trockenphase im Mai und Juni
Am 22. Mai gab es den ersten Sommertag des Jahres. Mit 27,6 °C übersteig die Temperatur hier das ertse Mal die 25-Grad-Marke. Insgesamt gab es 38 Sommertage mit mindestens 25 °C und sechs Hitzetage mit mindestens 30 °C.
Die längste Trockenphase gab es im Mai und Juni. Hier fiel an 24 Tagen hintereinander kein Regen. In dieser Phase erreichte die Trinkwasserabgabe an acht Junitagen Spitzenwerte von mehr als 400.000 Kubikmeter Trinkwasser, im Schnitt bereiten wir in unseren Wasserwerken 300.000 Kubikmeter auf.
Grundwasserstände zeigen Entspannung
Die gute Bodenfeuchte im nassen hydrologischen Jahr 2022/23 konnte sich auch in den tiefen Untergrund fortsetzen und so ausreichend Wasser in die Grundwasserleiter einsickern. „Die seit 2021 insgesamt wieder steigenden Regenmengen sorgen dafür, dass die Grundwasserkörper in und um Hamburg ein wenig durchatmen können und sich der Druck auf die Ressource verringert“, sagte HAMBURG WASSER-Geschäftsführer Ingo Hannemann bei der Vorstellung des Reports (Pressemitteilung).
Zur Veranstaltung war auch Prof. Dr. Daniela Jacob geladen, Direktorin des Climate Service Center Germany (GERICS) und Vorsitzende des Hamburger Klimabeirates. Klimaszenarien zeigen, dass insbesondere Norddeutschland weiterhin von ausreichenden Regenmengen ausgehen kann, sich aber auf eine geänderte Verteilung im Jahresverlauf und damit vor allem auf nasse Winter einstellen muss. Demnach wird Grundwasser weiterhin in ausreichender Menge für die Trinkwassergewinnung zur Verfügung stehen, nachhaltige und naturnahe Bewirtschaftung vorausgesetzt.
Der Report zum Download – Daten, Fakten & Analysen
In der neuen Ausgabe des Wasserreports werfen wir einen Blick auf das zurückliegende hydrologische Jahr: Wie haben sich Niederschläge und die Grundwasserstände entwickelt? Und wie kommt das Grundwasser als Trinkwasser bei den fast zwei Millionen Menschen im Versorgungsgebiet in die Leitung? Welche Voraussetzungen und Herausforderungen warten auch angesichts des Klimawandels auf uns als Versorger, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auch zukünftig sicherzustellen?