Bemerkenswert unbemerkt: Rund 8.300 Kubikmeter fasst das Mischwasserrückhaltebecken unter der Augustenburger Straße in Altona. Es sorgt rund um die Kieler Straße nördlich der S-Bahnstation Holstenstraße dafür, dass Hamburg bei starken Regenfällen keine nassen Füße bekommt.
Umgerechnet passen dafür rund 8 Million Liter Regenwasser und Schmutzwasser in die Anlage. Auf dem Foto oben ist einer unserer Kollegen bei einer Inspektion zu sehen – ein seltener Einblick in Hamburgs Unterwelt.
So wird Hamburg entwässert
Dass die Wassermassen dort landen, ist nicht der Regelfall: Normalerweise fließt das Wasser in unserem Sielnetz auf rund 6000 Kilometern dem Klärwerk zu oder gelangt über Regenkanäle direkt ins Gewässer.
Hamburg hat zwei Kanalsysteme: In den Bezirken außerhalb wird Abwasser ins Klärwerk und Regenwasser in nahegelegene Gewässer geleitet. Neben dieser Trennkanalisation in der Peripherie ist die Innenstadt an eine Mischwasserkanalisation angeschlossen: Verschmutztes Regenwasser gelangt über den Straßeneinlauf in die Mischwassersiele und trifft dort auf häusliches, gewerbliches und industrielles Abwasser – um auf dem schnellsten Weg zur umweltgerechten Reinigung ins Klärwerk zu fließen.
Rückhalte im Kanalsystem
Bei großen Wassermassen kommen Sielnetz und Klärwerk an ihre Grenzen: Dann springen Rückhaltebecken ein. 43 solcher oberirdischen und unterirdischen Becken betreibt HAMBURG WASSER. Einige halten nur Regenwasser zurück, andere Mischwasser – so wie das Becken unter der Augustenburger Straße. Hinzu kommen noch weitere Regenrückhaltebecken, die in der Verantwortung der Bezirke liegen.
Regenrückhaltebecken sind besonders geschützt, durch Zäune oder Verbotsschilder gekennzeichnet.
Rund um die S-Bahn-Station Holstenstraße gibt es noch drei weitere Rückhaltebecken, die einen Beckenverbund bilden. Zwei unterirdische Becken: Eins unter der Eckernförder Straße, das an den Alsenplatz angeschlossen ist, und eins unter der Plöner Straße, das den Bereich rund um die Harkortstraße entlastet. Ein weiteres Becken ist überirdisch und staut Regenwasser im Bereich Stresemannstraße.
Vorsicht bei technischen Anlagen
Dass es sich sowohl bei unseren unterirdischen Rückhaltebecken um abwassertechnische Anlagen handelt, ist wohl wenig erklärungsbedürftig. Bei den oberidischen Rückhaltebecken ist das jedoch nicht immer auf den ersten Blick erkennbar: Rückhaltebecken, die natürlich begrünt sind, bringen nicht selten auch Freizeitwert ins Quartier – und erinnern an den typischen Dorfteich.
Deshalb sind sie besonders geschützt, durch Zäune oder Verbotsschilder gekennzeichnet. Unterschied zu einem natürlichen Gewässer zeigt sich erst beim Blick unter die oft idyllische Oberfläche: Der Böschungswinkel ist etwa deutlich steiler. Auch Wassertiefe, unterirdische Strömungen und Schlammdicke können stark abweichen. Das macht die Anlagen gefährlich, vor allem für Kinder und ungeübte Schwimmer.
Tendenz: Mehr Regen im Winter
Herausforderung für die Systeme, gut fürs Grundwasser
Klimaszenarien zeigen, dass wir auch in Zukunft von nassen Wintern ausgehen müssen. Was unsere Abwassersysteme auf die Probe stellt, freut unsere Grundwasservorkommen. Sie füllen sich vor allem im Winterhalbjahr, wenn die Vegetation weniger Wasser für ihr Wachstum verbraucht. Hintergründe zur Grundwasserneubildung haben wir jüngst in unserem Wasserreport aufbereitet.