Hamburg und das blaue Band in Europa – Geologische Voraussetzungen
Wie groß der Schatz unter Hamburg ist, lässt sich erst mit einem Blick auf die Europakarte so richtig begreifen: Die großen Porengrundwasserleiter, die auf der Internationalen Hydrogeologischen Karte von Europa eingezeichnet sind, ziehen sich wie ein blaues Band über den Norden des Kontinents. Die Farbe ist dabei durchaus bedeutsam. Denn das Grundwasser, dass durch die Poren der Lockergesteine fließt, ist besonders gut für die Wasserversorgung nutzbar.
Neben solchen geologisch günstigen Bedingungen finden sich in Europa auch weniger produktive Grundwasserreservoirs: In braun zeigt die Karte Untergründe, in denen sich nur sehr limitiert oder gar kein Grundwasser sammelt. Grundwasser im Festgestein ist in grün dargestellt: Auch in Klüften und Verkarstungen können sich hier Grundwasserleiter bilden, die häufig sehr ergiebig sind.
Entstehung in über 20 Millionen Jahren Erdgeschichte
Der für die Wasserförderung günstige Hamburger Untergrund ist in 20 Millionen Jahren Erdgeschichte entstanden: Bis in mehrere hundert Meter Tiefe wechseln sich Sand- und Kiesschichten mehrfach mit Ton-, Schluff- und Lehmschichten ab. Die Schichtenbildung beruht allgemein gesagt auf zwei Vorgängen: Zum einen bewirkte eine mehrfache Verschiebung der Nordseeküstenlinie nach Osten Überflutungen des Hamburger Raums. Zum anderen lagerte sich in den Eiszeiten der vom Schmelzwasser gewaltiger Eismassen mitgeführte Sand und Kies ab.
So kommt der Regen in den Untergrund – Grundwasserneubildung
Gute hydrogeologische Bedingungen sind eine notwendige Voraussetzung für ein reiches Dargebot an Grundwasser. Damit die unterirdischen Speicher immer wieder gut gefüllt werden, muss das kostbare Nass außerdem immer wieder neu gebildet werden – und dabei spielt neben der Beschaffenheit von Boden und Untergrund vor allem das Wetter eine große Rolle.
Das Prinzip der Grundwasserneubildung ist dabei ganz simpel: Regenwasser sickert – soweit es nicht oberflächlich abfließen, verdunsten oder vom Wurzelwerk aufgesogen werden kann – in den Boden. Danach durchläuft es verschiedene Boden- und Gesteinsschichten, ehe es die unterirdischen Grundwasserleiter auffüllt. Unser Grundwasser erneuert sich dabei vor allem im Winterhalbjahr – weil dann nur wenig Wasser verdunstet oder durch Pflanzen aufgebraucht wird.
„Schietwetter”: Glücksfall für Hamburgs Grundwasser – Regen im regionalen Vergleich
Das Hamburger “Schietwetter” sorgt nicht bei allen für Freudenstürme, mit Blick auf unser Grundwasser darf man sich über den vielen Niederschlag aber freuen. Dass es so viel in Hamburg regnet, verdanken wir maritimen Einflüssen in unserem Klima: Wassermassen, die in der Nordsee verdunsten, regnen in küstennahen Gebieten ab, zu denen auch Hamburg und sein Umland zählen. Bundesländer wie Sachsen oder Brandenburg sind dabei eher von kontinentalem Klima geprägt.
Aber auch Prinzipien der Schwammstadt, also der wassersensible Umbau der Stadt mit Gründächern, Mulden, mehr Stadtgrün und Co., kommen dem Grundwasser in Hamburg zugute: Durch Entsiegelung von Flächen kann mehr kostbares Regenwasser unsere Reserven im Grundwasser füllen. Unsere Wasserschutzgebiete in und um Hamburg sorgen außerdem für den qualitativen Schutz der Ressource: 13 Prozent der Stadtfläche ist als Wasserschutzgebiet ausgewiesen, hinzu kommen Gebiete im Umland.
Der Report zum Download – Daten, Fakten & Analysen
Dieser Text stammt aus der neuen Ausgabe unseres Wasserreports. Darin werfen wir einen Blick auf das zurückliegende hydrologische Jahr: Wie haben sich Niederschläge und die Grundwasserstände entwickelt? Und wie kommt das Grundwasser als Trinkwasser bei den fast zwei Millionen Menschen im Versorgungsgebiet in die Leitung? Welche Voraussetzungen und Herausforderungen warten auch angesichts des Klimawandels auf uns als Versorger, um die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auch zukünftig sicherzustellen?