Bericht der 5. Sitzung zum Thema „Nachhaltigkeit und internationales Engagement von HAMBURG WASSER" – Fachbeirat
Als Einführung ins Thema erläuterte Frau Owosekun-Wilms von der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) den Hintergrund der Agenda2030: Die Stadt Hamburg sieht sich in der Verantwortung, die Agenda2030 (die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen) lokal umzusetzen und dies insbesondere im Sinne des Ziels 11, welches nachhaltige Städte und Gemeinden beinhaltet. Mit einem zivilgesellschaftlichen Beteiligungsprozess innerhalb der Freien und Hansestadt Hamburg wurden 2016 vier Handlungsfelder zur Umsetzung der Agenda2030 für Hamburg identifiziert: Umwelt und Stadt, Wirtschafts- und Finanzpolitik, Teilhabe und sozialer Zusammenhalt, Bildung und Wissenschaft sowie Maßnahmen dazu entwickelt bzw. zusammengefasst. In 2017 wurde die Senatsdrucksache 21/9700 zur Umsetzung der Agenda2030 in Hamburg verabschiedet.
Zwei Punkte aus der Senatsdrucksache hob Frau Owosekun-Wilms besonders hervor: Das Mobilitätslabor und die Initiative „Umweltfreundliche Beschaffung“. Diverse internationale Aktivitäten der Freien und Hansestadt Hamburg fänden außerdem auf Netzwerkebene statt, wie beispielsweise dem Green Cities Netzwerk, der Umweltpartnerschaft Hamburg-Mexico oder dem U20 Städtenetzwerk: Zusammenarbeit mit Buenos Aires.
Herr Hannemann diskutierte in seinem Vortrag die weltweit zentrale Bedeutung von Wasser: Einerseits haben 90% aller Naturkatastrophen einen Bezug zu Wasser, die durch den Klimawandel weiter verstärkt werden. Andererseits hat ein Großteil der Menschen keinen Zugang zu einer gesicherten Trinkwasserversorgung (2,1 Mrd.) und zu einer sicheren Sanitärversorgung (4,5 Mrd.), was beides auch eine Ursache für Flucht und Migration ist. HAMBURG WASSER als eines der größten Wasser- und Abwasserunternehmen in Deutschland sieht sich in der Verantwortung, mit seinem über viele Jahrzehnte aufgebauten, einschlägigen Know-how seinen Teil zur Bewältigung dieser Herausforderungen im Sinne der Agenda2030 beizutragen. Die Fortführung bzw. Erweiterung des internationalen Engagements eines Betreibers wie HAMBURG WASSER ist wichtig, da es mit seiner langjährigen Betreiber-Expertise Lücken in der bestehenden Entwicklungszusammenarbeit (EZ) schließen kann. Es geht insbesondere um die nachhaltige Unterstützung der Menschen und der kommunalen Betriebsstrukturen vor Ort, um die Leistungsfähigkeit, die eigenständige Finanzierung der Leistungen und letztendlich um den Aufbau des notwendigen Selbstbewusstseins internationaler Ver- und Entsorger für ein eigenständiges und selbstbestimmtes Wirtschaften für die örtliche Daseinsvorsorge zu bewirken.
Herr Günner erläuterte im Folgenden detaillierter die verschiedenen Formen zur Umsetzung des internationalen Engagements von HAMBURG WASSER. Ingenieur- und Beratungsdienstleistungen werden von der HAMBURG WASSER-Tochter CONSULAQUA bereits seit über 30 Jahren mit Hilfe des Personals aus dem Mutterhaus erfolgreich durchgeführt, v.a. im Nahen Osten, Nordafrika und Sub-Sahara-Afrika, aber auch in Mittel- und Südamerika und Osteuropa.
In Anlehnung an das gemeinsam von der German Water Partnership und HAMBURG WASSER entwickelte Konzept will das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in diesem Jahr ein Pilotprojekt zu Betreiberpartnerschaften zwischen deutschen und internationalen Wasser-Betreibern fördern. Bedingungen für das Engagement sind Sicherheit des Personals vor Ort, Rechts- und Planungssicherheit für die Projekte, volle Deckung der Kosten und eine enge Zusammenarbeit mit den Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit.
Als weiteres Element des internationalen Engagements von HAMBURG WASSER ist die Gründung einer gemeinnützigen Organisation mit dem Arbeitstitel „HW4Life“ angedacht. Ziele sollen sein: Internationale Corporate Social Responsibility (CSR) in Kombination mit der einschlägigen Expertise von HAMBURG WASSER sowie sinnstiftendes Engagement zur Förderung der Arbeitgebermarke HAMBURG WASSER.
Zuletzt erwähnte Herr Günner die internationale Initiative „Blue Community“, der sich die Stadt Hamburg anschließen könnte, um die Aufmerksamkeit für Wasser in der Öffentlichkeit wieder zu erhöhen.
Bei den anschließenden Diskussionen haben die Fachbeiratsmitglieder das internationale Engagement sehr positiv aufgenommen. Es wurde die Sicht geteilt, dass die einschlägige Expertise von HAMBURG WASSER auch für internationale Betreiber relevant ist und dort eine Lücke füllen kann, die von Privaten bzw. dem Markt nicht gedeckt werden kann. Es wurde darauf hingewiesen, eine potentielle Kollision mit dem Beihilfe- und Haushaltsrecht auszuschließen.
Die kommunalen Unternehmen und auch die Stadt Hamburg sollten beim Thema Nachhaltigkeit sowohl in Deutschland als auch international mit gutem Beispiel vorangehen. Von Seiten der Behörde für Umwelt und Energie wird das Engagement besonders im Licht der Agenda2030 und der Corporate Social Responsibility (CSR) positiv bewertet.
Aktuelles aus den letzten Sitzungen
Das Thema „Infrastrukturkoordination mittels ROADS“ (3. Sitzung), wird bei HAMBURG WASSER intensiv vorangetrieben, die Vorbereitungen und Absprachen mit den anderen Behörden, v.a. mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Verkehr (LSBG) laufen. Zwei Planspiele mit ROADS („Trabrennbahn Altona-Bahrenfeld“ und „Wandsbeker Tor“) wurden von HAMBURG WASSER vorbereitet und erfolgreich vor Ort durchgeführt. Der Vertrag zwischen dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Verkehr (LSBG) und den großen Infrastrukturbetreibern der Freien und Hansestadt Hamburg (bisher HPA, Gasnetz, Stromnetz, HAMBURG WASSER), in dem die Nutzung der entsprechenden Software (Lizenz) geregelt ist, wurde kurz vor Weihnachten 2018 abgeschlossen.
Zum Thema „Vierte Reinigungsstufe“ (4. Sitzung): Die Bestandsaufnahme der Spurenstoffe im Zu- und Ablauf der Kläranlage durch das Labor wird im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) fortgesetzt, ist aber noch nicht abgeschlossen. Zur direkten Abwasserbehandlung an der Quelle wird es ein Beispielprojekt mit einem Krankenhaus geben, zur Untersuchung der Belastung mit Spurenstoffen (z.B. Medikamentenrückstände) werden zunächst Abwasserproben genommen und analysiert sowie in Frage kommende Abwasserreinigungsverfahren untersucht.
Als Vertreter für Herrn Prof. Oßenbrügge berichtet Herr Prof. Scheffran an dieser Stelle kurz über das gemeinsame, im Januar begonnene Projekt CLICCS zum Thema Klimawandel und Gesellschaft und das Teilprojekt Water4Sides, das für den Fachbeirat im weiteren Verlauf interessant sein könnte. Für den Sommer kündigte Herr Prof. Scheffran eine Ringvorlesung an, zu der er noch weitere Informationen schicken wird. In Water4Sides ist auch ausdrücklich die Beteiligung von wasserrelevanten Stakeholdern erwünscht.