Bericht der 4. Sitzung zum Thema „Spurenstoffe im Wasserkreislauf: 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen" – Fachbeirat
Nach der Begrüßung der Fachbeiratsmitglieder und kurzer Einleitung durch die Moderatorin, Frau Dr. Birnkraut, stellte Herr Günner den Umgang mit den Ergebnissen der letzten Sitzung vor. Das Thema der letzten Sitzung „Infrastrukturkoordination mittels ROADS“, wird bei HAMBURG WASSER intensiv weiterverfolgt; die Vorbereitungen und Absprachen mit den anderen Behörden laufen.
Das Schwerpunktthema dieser vierten Sitzung lautete „Spurenstoffe im Wasserkreislauf: 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen“. Als Spurenstoffe werden Stoffe bezeichnet, die in sehr geringen Konzentrationen in Gewässern vorkommen und sich nachteilig auf aquatische Ökosysteme auswirken können.
Herr Heidenreich von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gab einen Impulsvortrag und erläuterte zunächst, dass die Bundesregierung einen Stakeholder-Dialog zur Erarbeitung einer Strategie zum Umgang mit Spurenstoffen in Gewässern auf Bundesebene gestartet hat, zu dem auch Vertreter der Pharmazeutischen Industrie und der Landwirtschaft eingeladen sind. Ergebnisse der ersten Phase sind u.a. eine Reihe von Handlungsempfehlungen, von denen die nachgeschalteten Maßnahmen wie die 4. Reinigungsstufe in Kläranlagen als „End-of-the-pipe-Lösung“ nur eine Option von mehreren darstellten. Diese sollte nur in begründeten Fällen zum Einsatz kommen, z.B. aufgrund der Vorbelastung der Gewässer.
Ein Beispiel für Spurenstoffe sind Arzneimittelrückstände, die man heute ubiquitär, d.h. umfassend, in der Umwelt findet. Die Quellen sind Human- aber auch Veterinärarzneimittel. Wasserwirtschaft und Landwirtschaft sollten daher zu diesem Thema besser zusammenarbeiten. Besonders gefährlich für den Menschen ist dabei die Bildung von Antibiotikaresistenzen, die zum großen Teil auf die Intensiv-Tierhaltung zurückzuführen sind. Die DBU fördert u.a. Projekte zu Abbaubarkeit und Umweltverträglichkeit von Antibiotika.
Neben Projekten zu Stoffflussmodellen mit chemischem und ökotoxikologischem Monitoring in drei Modellgebieten in Sachsen werden erfolgreiche Projekte zu Minderungsmaßnahmen an der Quelle und zur Öffentlichkeitsarbeit von der DBU gefördert, z.B. die Minimierung von Röntgenkontrastmitteln im Einzugsgebiet der Ruhr durch die Sammlung von Urin in Beuteln und Entsorgung über den Restmüll durch die Patienten.
Für HAMBURG WASSER erläuterte Herr Hannemann die verschiedenen Maßnahmen, um den Eintrag von Spurenstoffen ins Grundwasser zu verhindern. Grundwasserschutz ist eine entscheidende Aufgabe und muss langfristig betrieben werden. Das betrifft insbesondere die Landwirtschaft durch Aufklärung der Landwirte zu mehr extensiven Verfahren sowie Unterstützung der Ausweisung von Wasserschutzgebieten und Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit sind weitere Maßnahmen, denn es gilt, ein Bewusstsein für das Thema bei Verbrauchern und bei der Industrie zu schaffen. Dazu gehören u.a. das neue Transparenzportal von HAMBURG WASSER, in dem alle Messdaten zur Wassergüte des hauseigenen Labors veröffentlicht und eingesehen werden können sowie die Öffentlichkeitskampagne gegen die Entsorgung von Medikamentenresten über die Toilette „Kleine Pillenpiratin“. HAMBURG WASSER agiert auch intern, so werden z.B. im Betriebsrestaurant nur noch biologisch abbaubare Süßstoffe eingesetzt.
In der anschließenden Diskussion im Fachbeirat war die einhellige Meinung, dass die 4. Reinigungsstufe nicht alle Spurenstoffe zurückhalten und beseitigen kann. Es sollte möglichst das Verursacherprinzip angewandt, und die Spurenstoffe sollten an der Quelle behandelt werden. Dies ist jedoch nicht für alle Spurenstoffe möglich und logistisch sinnvoll durchführbar. Durch Öffentlichkeitsarbeit muss den Verbrauchern bewusst gemacht werden, dass er und sie Verantwortung tragen, beim täglichen Einkauf sowie beim Entsorgen von Medikamentenresten. So können die Verbraucher Einfluss auf die Industrie ausüben, wie es beispielsweise im Falle der Zahnpasta-Hersteller dazu führte, dass diese seit einiger Zeit weitgehend auf Plastikpartikel in ihren Produkten verzichten.
Herr Hannemann sieht ebenfalls den Gesetzgeber in der Verantwortung und nennt als Beispiel Schweden, wo kürzlich ein Verbot von Plastikpartikeln in Kosmetika eingeführt wurde.